Wie bereit bist du eigentlich zur Konfliktlösung? Eine Anregung in 9 Schritten zur strukturierten Achtsamkeit in Konflikten.

Konflikte kosten: Nerven, Geld und Zeit. Mithilfe dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung schaffst du es, Konflikten achtsam gegenüberzutreten und sie schneller aufzulösen.

Schritt 1: Kläre den Kontext den Konfliktes

Konflikte haben es an sich, dass man „in sie hineinschlittert“: Wo bin ich bloß hier hineingeraten?! Die Regeln sind unbekannt, die ungeschriebenen Anforderungen und Erwartungen ohnehin.

Tipp: erst mal tief ein- und ausatmen, um in dem Rhythmus deine Chance zu finden. Folgende Fragen sind für dich hilfreich:

  • Wie ist die Atmosphäre im Umfeld – (eher erstickend eng, chaotisch-laut, eiskalt-aggressiv…)
  • Über welche Themen wird gesprochen?
  • Welche Themen werden vermieden?

Schritt 2: Kläre Beteiligte und deren Rollen in dem Konflikte

Im Konflikt gibt es viele Möglichkeiten, wie es weitergeht und dennoch scheint es dafür einen vorgezeichneten Ablauf zu geben. Wie in einem Drehbuch spitzt sich die Eskalation zu und die Kommunikation wird schärfer.

Es ist hilfreich, sich schnell ein konkretes Bild über folgende Aspekte zu machen;

  • Wer sind die Beteiligten und was sind deren Rollenmuster und -erwartungen
  • Wer sind die Betroffenen und was sind deren Rollenmuster und -erwartungen
  • Gibt es Zuschauer
  • Gibt es aufkommende Unterstützende

Konflikte sind Gruppen- und Organisationsphänomene, weshalb es nicht die schlechteste Idee ist, sich mit grundlegenden Mustern und Dynamiken in sozialen Systemen zu beschäftigen.

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Schritt 3: Kläre den Grad der Eskalation

Was zu tun ist, hängt davon ab, wie eskaliert die Situation ist.

Dafür gibt es zwei hilfreiche Modelle. Das Eskalationsstufen-Modell des österreichischen Konfliktforschers Fr. Glasl und zeigt damit die gesamte Bandbreite von Konflikten (siehe Podcast).

  • Was sind die Hauptthemen der Konfliktkommunikation?
  • Sind die Übergänge nachvollziehbar?
  • Wann und wie ging „das“ los?

 

Schritt 4 – Kläre deine Bereitschaft

Was du tun wirst, hängt davon ab, wozu du bereit bist.

Besonders in ausgedehnten, komplexen Konfliktsituationen gleicht Konfliktmanagement häufig einer riskanten Reise mitten durch die Dunkelheit geradewegs hinein ins Ungewisse, um sich dem vermutlich Bedrohlichen gegenüberzustellen.

Wie du die Reise bestreiten wirst, was du in deinem Rucksack mitschleppst, welche Verluste und Schmerzen du ertragen wirst, hängt maßgeblich von deiner inneren Bereitschaft ab.

  • Bist du bereit, dich auf das Unbekannte, Bedrohliche einzulassen?
  • Inwieweit benötigst du Sicherheiten, auch wenn Sie die Reise erschweren?
  • Was wirst du verlieren? Was möglicherweise gewinnen?

Wie bei jedem echten Abenteuer ist der größte Engpass kurz vor Beginn zu bewältigen, wenn es gilt, die gewohnte Sicherheits- und Komfortzone endgültig zu verlassen.

Schritt 5: Komm und sieh die Chancen im Konflikt

Es gibt immer eine positive Entwicklungsmöglichkeit im Konflikt, stets gibt es Wege und Möglichkeiten von Deeskalationen.

  • Wenn diese Situation ursächlich für Gutes ist, was kann das sein?
  • Wenn du in fünf Jahren zurückblicken wirst und davon berichten sollst, wie du das gut bewältigt hast, was wirst du dann sagen?
  • Was möchtest du sagen?

Halte deinen Fokus bei den positiven Aspekten, ohne die negativen zu verharmlosen oder zu vernachlässigen. Aber lass’ dich nicht von ihnen vereinnahmen, von keinen von beiden! Gewinne und halte den inneren Abstand, der Dir Gelassenheit bei allem erforderlichen Engagement gestattet.

 

Schritt 6: Kläre deine wirklichen Ziele

Konflikte dienen dazu, in ihrer Wirkungsweise gerade die psychologischen Grundbedürfnisse, die nicht erfüllt sind, zu erfüllen. Konflikte sind also nicht einfach zufällig so häufig existent, sondern sichern unsere unerfüllten (Beziehungs)bedürfnisse.

Werde dir deshalb über deine wirklichen Ziele und Motivatoren klar und ordne die Dinge von innen her. Folgende acht Beziehungsbedürfnisse sind beachtenswert:

  • Sicherheit
  • Wertschätzung durch den anderen
  • Akzeptanz und Anerkennung
  • Verstandenwerden und Bestätigung
  • Bestätigung der Einzigartigkeit
  • Erfahrung der Wirksamkeit gegenüber anderen
  • Erfahrung, dass der Andere aktiv wird und die Initiative ergreift
  • Bedürfnis, Anerkennung und Zuwendung, Zuneigung und Liebe ausdrücken zu können.

Worum geht es dir?

Schritt 7: Kläre deine Widerstände

Leitfrage: Was hindert und begrenzt mich?

Die eigenen Widerstände hindern nicht nur die konstruktive Konfliktbearbeitung,sie sichern auch Stabilität bis hin zur Identität. Substanzielle Wandlungsprozesse der Persönlichkeit und desBeziehungssystems bedürfen Zeit und haben Grenzen. Sich dessen bewusst zu bleiben bei aller Veränderungsnot und vorhandenen Veränderungswunsch, ist dringend geboten, um nicht in den Kreislauf aus hoffnungsvollen Erwartungen, Enttäuschungen, Ärger und Rache zu geraten.

  • Spürst du eigene Widerstände, weil du annimmst oder befürchtest, das Gesicht zu verlieren oder dich bloßstellen zu müssen?
  • Widerstrebt es dir selbst, auf den anderen – angesichts seiner Wahlfreiheit auf dich zu reagieren – zuzugehen?

Werde dir über deine Begrenzungen und Fesseln klar, statt sie beim anderen zu analysieren. Konflikte sind immer auch eine Herausforderung für die eigene Persönlichkeit und Konfliktmanagement Persönlichkeitsentwicklung.

 

Schritt 8: Nimm dir Unterstützung durch Dritte

Konflikte sind keineswegs immer Ausdruck von Missverständnissen. Ganz häufig passen Interessen und persönliche Vorstellungen nicht überein. Positionen knallen ganz gewaltig aufeinander. Das Problem ist aber nicht die Unterschiedlichkeit, sondern der Umgang mit ihr. Wird die Komplexität missachtet und zu stark vereinfacht, kommt Murks dabei raus.

Die Verluste sind auch beim Gewinner hoch. Deine Haltung und dein Umgang mit Komplexität im Konfliktmanagement muss passen, wenn’s gut werden will. Paradoxerweise reagierst auch du in Konflikten genau andersrum: Dein Blick verengt sich und du gerätst in einen Tunnel(blick): Die anderen sind die Bösen. Manchmal stimmt das auch, entscheidend ist, dass der Tunnel deine eigenen dunklen Seiten überhaupt nicht mehr erkennen lässt. Du erscheinst blütenweiß.

Der einzig wirksame Schutz dagegen ist; kontraintuitiv vorzugehen – sich nicht allein machen im Konflikt, andere aufsuchen, sie um ihre Sichtweisen bitten, ihren Abstand, ihre Neutralität und wohlwollende Parteilichkeit nutzen, um die Vielschichtigkeit der Konfliktsituation im Blick behalten zu können. Frag sie nach deinen Anteilen im Konflikt!

 

Zwischenstopp:

Jetzt solltest du in der Lage sein, zu entscheiden, ob du etwas aktiv unternehmen willst. Und wenn ja, was konkret. Kannst du den Konflikt (er-)tragen? Bist du es dir wert, dass sich die Situation ändert? Ist es erforderlich? Wer profitiert, wer zahlt, wer gewinnt? Vermutlich.

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