Hilfe – meine Mitarbeitenden wollen nicht mehr Vollzeit arbeiten

Ich bin in einer Zeit auf die Welt gekommen, in der am Samstag meine Eltern noch gearbeitet haben – also eine 6-Tage-Woche. Die Umstellung auf die 5-Tage Woche im Jahr 1967 hatte bestimmt andere Gründe als die aktuellen Rufe nach der 4-Tage-Woche, aber eine kleine Revolution war es trotzdem.

Hinter dieser Diskussion über die richtige Life-Balance stecken für mich verschiedene Bedürfnisse und daraus resultierende Unsicherheiten und Ängste auf beiden Seiten, also bei Arbeitnehmenden wie Arbeitgebenden. Wenn wir uns als Führungskräfte mit diesen Bedürfnissen und den damit verbundenen Sorgen auseinandersetzen, dann ist das ein guter Anfang für eine neue Arbeitszeitrechnung.

 

Hier ein Versuch, die stärksten Treiber mal genauer zu beleuchten:

  1. Wir brauchen Sicherheit für die wirtschaftliche Zukunft Europas und deshalb gibt es eine oftmals sehr präsente Angst vor der sinkenden Wettbewerbsfähigkeit in unseren Unternehmen, die u. a. vermeintlich durch reduzierte Arbeitszeiten gefährdet scheint, die irrtümlicherweise mit sinkender Leistungsbereitschaft gleich gesetzt wird. Was sind denn aber die Parameter der Zukunft für globale Wettbewerbsfähigkeit? Braucht es nicht neue Marktgesetze, die Innovation, Nachhaltigkeit und Humanität als Messgrößen ansetzen?
  2. Jeder Mensch braucht Raum für Fürsorge – für sich und andere. Die Sorge um zu wenig Zeit für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erzeugt einen ständig präsenten Stress. Das hindert signifikant daran, im jeweiligen Hier und Jetzt wirklich da zu sein und z. B. seiner Arbeit voll konzentriert nachzugehen, wenn man weiß, dass gleich die KiTa zumacht.
  3. Eines unserer stärksten psychologischen Grundbedürfnisse ist das Streben nach Lustgewinn. Ich möchte das Leben in kleinen und großen Momenten genießen. Daraus entwickelt sich die Angst vor zu viel Zeiteinheiten im Job, denn ein Tag hat immer noch nur 24 Stunden. Somit wird aus meiner Sicht der Faktor Zeit die neue Währung statt Geld. Das kann konkret bedeuten – ich leiste nicht besser für mehr Geld, sondern für mehr Urlaub. Oder ich fühle mich wertgeschätzt durch ein komplett selbst verantwortetes Zeitmanagement und nicht durch eine Sonderprämie.

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  1. Nicht nur junge Menschen möchten sich immer mehr mit ihren Talenten und Leidenschaften verwirklichen. Dagegen steht die Angst vor Eintönigkeit und fehlender Entwicklung. Und deshalb ist die bewusste Entscheidung für 2 verschiedene Jobs eine echte Alternative und hat nichts mit Geldmangel oder Vollzeit-unwilligen Arbeitgebern zu tun.
  2. Das Bedürfnis, Verantwortung zu übernehmen, darf nicht an ein dazu vermeintlich notwendiges Arbeitszeitmodell gekoppelt sein. Ich kenne aus meiner Erfahrung hervorragende Führungskräfte in Teilzeit. Alles andere sind Vorurteile, schlechtes Aufgabenmanagement oder Angst vor der eigenen Courage. Eine Geschäftsführerin aus Magdeburg mit 70 Mitarbeitenden in Teilzeit und in der 2. Schwangerschaft zeigt uns, wie es geht.
  3. Mit dem Instrument der ehrlichen Selbstreflexion begegnen wir am besten der Gefahr zeitlicher und inhaltlicher Überforderungen. Unsere Gesellschaft klagt über starken Anstieg psychischer Erkrankungen im Zusammenhang mit beruflicher Überforderung oder persönlicher Unzufriedenheit und hat sogar dem Effekt des „Burn on“ (als Steigbügelhalter des Burnout oder des Herzinfarkts) einen Namen gegeben. Es erfordert Mut, „Nein“ oder „Stopp“ zu sagen zu noch mehr Aufgaben, Titeln, Geld oder sozialem Status, wenn es einen bis an die, oder sogar über die Leistungsgrenzen treibt.

Vielleicht ist die Zukunft eine größere Anzahl von verschiedenen Kolleg*innen im Haus, die aber nur tageweise arbeiten, dafür aber perfekt auf diese Aufgabe passen und hocheffizient agieren. Wo die herkommen? Na, aus der Nachbarfirma, die ja auch dieses Modell ermöglichen.

Lasst es mich an Beispielen aus meiner unmittelbaren Umgebung erklären: Kollegin 1 arbeitet 3 Tage die Woche bei uns und nutzt die restlichen 2 Tage für ihre eigene, hoch spezialisierte Unternehmung. Ob wir uns ins Gehege kommen, weil wir sogar im ähnlichen Metier unterwegs sind? Ganz im Gegenteil, die Synergieeffekte sind erstaunlich, dank klarer Abstimmungen.

Kollegin 2 hat einen 32-Stunden-Vertrag, um für ihre 2 kleinen Kinder genug Mami-Zeit zu sichern. Von diesen 32 Stunden ist sie 2 Tage im interimistischen Einsatz bei unseren Kunden, weil ihr unser Bürojob zu langweilig ist. Somit haben diese Kundenunternehmen einen Tag pro Woche einen Profi für HR im Haus, da sie mehr nicht benötigen.

Kollege 3 arbeitet immer nur bis Mittag, da seine Gesundheit mehr Belastung nicht erlaubt. Die Menschen, um die er sich in dieser Zeit kümmert, bekommen aber einen leidenschaftlichen und einsatzbereiten Berufsberater. Gerade überlegen wir, welche Kompetenzen wir uns noch in unsere Firma holen und das machen wir ganz sicher nicht von der 40-Stunden-Woche abhängig.

Was es braucht, damit es fliegt? Ehrlichkeit und Klarheit über den Job, den man gern macht und deshalb wohl auch besonders gut. Vertrauen, dass die zur Verfügung stehende Arbeitszeit auch optimal genutzt wird. Eine funktionierende Kommunikationskultur, damit Tür und Telefon für Kunden gesichert und nicht alle Freitagmittag weg sind.

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