Rausgekommen ist eine Woche in Mecklenburg-Vorpommern mit 11 Gleichgesinnten aus meiner persönlichen und beruflichen Crowd mit einem Programm aus Basenfasten, Yoga und Pilates. Es war herausfordernd, es war anspruchsvoll, es war grenzüberschreitend. Das Wetter war nicht unser Verbündeter, aber es gibt ja bekanntlich nur schlechte Kleidung. 23 Kilometer Fußmarsch durch die Grund- oder Endmoräne mit wild peitschenden Brombeerbüschen und auf matschigem Acker sind Erinnerungen, in denen ich nur sehr bedingt nachträglich schwelge. Yoga um 8.15 Uhr mit allen anderen herabschauenden Hunden brachte den ohnehin angestrengten Kreislauf gern mal an die Grenze. Das eine Treppe in die erste Etage ein Endgegner des Tages werden kann, war eine weitere Ernüchterung. Ich wage mal trotzdem meine wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Zeit:
A. Mit den richtigen Menschen an Deiner Seite kann man mehr leichter aushalten, als vermutet.
B. Unsere normalerweise vorhandenen Sorgen und Probleme relativieren sich bei der Austestung eigener körperlicher und geistiger Grenzen
C. Lustgewinn und Unlustvermeidung als eins unserer psychologischen Grundbedürfnisse hat uns ganz schön im Griff.
D. Ungeteilte Aufmerksamkeit ist als Sprache der Wertschätzung völlig unterschätzt.
E. Ungesüßter, selbstgemachter, nicht immer lecker riechender Kräutertee kann zum Höhepunkt des kulinarischen Tages werden – Kaffee wird überschätzt!
Am Ende unserer Woche wagten wir ein erstes Fazit und haben uns (hoffentlich nicht nur in der ersten Euphorie) für das nächste Jahr erneut verabredet. Das ist für mich überraschend und mutig, denn Urlaub sieht anders aus, Spaß kommt gern zu kurz und die Gelenke und Knochen werden nicht jünger. Aber was bleibt denn als so wichtig und relevant hängen, hat erhellt, gibt Kraft oder wird weiter erzählt? Hier meine Nuggets für den Berufsalltag:
1. Das Bild kann man nicht immer ändern, aber der Rahmen birgt Potenzial. Aufgaben im Job, die nicht zu den Lieblingstätigkeiten gehören, kann man „einbetten“ zwischen Höhepunkten, sie mit jemandem im Vorfeld als „Leid“ teilen, das Ergebnis feiern, Befriedigung empfinden, dass man es geschafft hat.
2. Wir scheinen einen immer gleich großen Kraftaufwand in die Beschäftigung mit Sorgen und Nöten zu stecken. Wenn wir diese Ressource stattdessen mit Fürsorge füllen (Ernährung, Bewegung, Gesundheit) für uns und andere, ist es besser investierte Energie, oder?
3. Wende Dich den Menschen in Deinem Arbeitsumfeld mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu. Frage „Wie geht es Dir?“ nur, wenn Du die Antwort wirklich hören und verstehen möchtest. Biete gezielt und im Kalender passend gemeinsame Pausen oder Unternehmungen an, die Raum für wirklichen Austausch lassen. Wenn Dir dafür die Zeit oder Kraft fehlt, ist das in Ordnung – das sollte aber nur vorübergehend so sein.
Jetzt bin ich wirklich gespannt, ob wir das in unserer Gruppe (WhatsApp Gruppenname: die tollkühnen Basen) nächstes Jahr tatsächlich wieder durchziehen.