Ich fordere Gleichberechtigung für gute Nachrichten!

Ich mag keine Quoten, aber hier wäre es mal dringend notwendig und ich frage mich, warum da noch keiner drauf gekommen ist. In dieser anstrengenden VUCA Welt werden wir jeden Tag fast ausschließlich mit Horrornachrichten gefüttert, die unseren Stresspegel noch weiter ansteigen lassen. Bauern, die mit Gülle den Straßenverkehr gefährden,  Linksextremisten, die die Stromversorgung einer Region lahmlegen und kriegerische Aktivitäten in mindestens 3 Ecken dieser Welt. Dazu kommen private Amokläufe, Fußballchaoten und rassistisch motivierte Studentenangriffe. Ich könnte ewig so weiter machen mit der Aufzählung. Die Ecke mit den Horrornachrichten zur wirtschaftlichen Lage habe ich erst gar nicht beleuchtet. Wenn man Glück hat, kommt am Ende der Nachrichtensendung eine Preisverleihung oder eine Bronzemedaille deutscher Sportler.

Diesen Rucksack voll mit schlechten Nachrichten schleppen wir jeden Tag mit uns rum – privat und auf der Arbeit. Dieser Rucksack erschwert unser Leben! Wann wurde eigentlich entschieden, dass nur schlechte Nachrichten verbreitet werden sollen? Hier 3 Erklärungsversuche:

  1. Ich habe schon einmal über den Negativ Bias geschrieben – die genetisch veranlagte Prägung des Menschen, sich vor allem die schlechten Erlebnisse zu speichern, um sie für die eigene zukünftige Gefahrenabwehr nutzen zu können. Verständlich, aber die Relevanz von Hooligans Ausschreitungen für den Großteil der Bevölkerung als Teil ihrer eigenen Lernkurve ist doch übersichtlich – oder?
  2. Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser – oder bekommen mehr Aufmerksamkeit. Jaaaa, das kippt gerade, finde ich. Die Gier nach dem Unglück Anderer ist für mich durch die kollektiven Trauma der letzten Jahre (Covid, Energiekrise, Verdichtung der Umweltkatastrophen) der eigenen Betroffenheit gewichen. Somit bin ich dünnhäutiger geworden für Horror Nachrichten. Was bedeutet das schon wieder für mich, für uns – lautet die Frage.
  3. Die Welt besteht nun mal zum größten Teil aus schlechten Nachrichten – das muss in den Medien entsprechend abgebildet sein. Echt jetzt? Unser Leben ist eine Aneinanderreihung von Katastrophen? Wir erleben wenig Lustiges, Schönes, Herzerwärmendes? Dem kann ich aus tiefstem Herzen widersprechen.

Wie lauten also meine konkreten Vorschläge?

  1. Wir alle fangen erst einmal bei uns selbst an. Zu Hause und auf Arbeit, bei unseren Kindern, Freunden und Kollegen. Wir fragen bewusst nach den schönen Dingen, die man erlebt hat. Wir heben hervor, dass wir sehen, wie gut es jemandem geht. Wir ermuntern dazu, stolz auf sich zu sein – auch für kleine Dinge. Wir schließen den Tag mit einem dankbaren Gefühl, das hilft übrigens auch beim Einschlafen.
  2. Wir schauen aktiv nach Instrumenten, Kanälen, Quellen, die uns mit Positivem füttern können. Wir dosieren gleichzeitig die Panikmacher – ich nenne keine Namen. Ich liebe die Twitter Kategorie „good news der Woche“ – auch auf Instagram vertreten J. Neben mir liegt ein Buch „Ein Jahr voller guter Nachrichten“ mit sehr kurzen Beispielen für die helle Seite der Menschheit. Beispiele gefällig?
  3. Wir überprüfen mal unsere eigenen Beiträge und Kommentare in den sozialen Medien, auf welches Konto wir einzahlen. Gerade kritische Beiträge haben das Zeug dazu mit dem richtigen Ton eine wertschätzende Atmosphäre zu schaffen.
  4. Ich weiß nicht genau, wie die Medien ihre Beiträge suchen und finden, aber ich bin dafür, dass die Hälfte der dafür aufgebrachten Ressourcen für gute Nachrichten ab sofort genutzt werden. These: Wenn die Öffentlich rechtlich damit anfangen würden, hätten sie bestimmt einen überraschenden Zulauf an Konsumenten. Ich kenne einige Menschen, die keine Nachrichten mehr schauen, weil es sie runterzieht. Macht doch die Schönheit unseres Planeten, die weit verbreitete Menschlichkeit in unserem Alltag, die überraschenden Durchbrüche zum amtlichen Teil der Nachrichten. Damit wir nicht verzweifeln, sondern Mut schöpfen. Die wiederkehrende Berichterstattung zu den deutschlandweiten Demos gegen rechts sind für mich das beste Beispiel, wie es geht.

Die Krankenzahlen sind hoch wie nie, die mentale Erschöpfung in fast jedem Gespräch greifbar – lasst uns dem etwas entgegensetzen. Hier mein heutiges Highlight: mein Kollege ist nach monatelangem Kampf mit einer Unfallverletzung als Sieger hervorgegangen und sitzt mir mit einem breiten Grinsen gegenüber und freut sich über die ersten Geschäftserfolge, die gerade wieder anlaufen. So muss das!

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