Die sechs Säulen der Stressprävention

Hier in die Podcastfolge reinhören:

Heute geht’s um Stressprävention im Job.

Wenn ich über Stressprävention spreche, stelle ich dir heute sechs Einflussfaktoren vor, die deine Stress-Resilienz beeinflussen. Diese Einflussfaktoren nenne ich Säulen, denn diese sechs Säulen bilden das Fundament für deine Leistungsfähigkeit und Konstitution. Du wirst feststellen, dass die Arbeit tatsächlich nur eine von den sechs Säulen ist.

Die Ursachen von Stress liegen nämlich häufig in den anderen fünf Säulen. Das Paradoxe dabei ist, dass sich Stressbekämpfung häufig nur auf den Job mit seinen stetig wechselnden Anforderungen konzentriert und weniger auf den privaten Alltag, wenn der in gewohnten und gleichbleibenden Bahnen abläuft. Damit will ich sagen: Stressbekämpfung findet häufig an der falschen Stelle statt.

Mit meiner folgenden Aufstellung kannst du dir den Aufbau deines eigenen Fundamentes bewusst machen und feststellen, wie gut du schon ausgerichtet bist. Dabei wirst du sicher Bestätigung bekommen, aber vielleicht entdeckst du auch den ein oder anderen Punkt, den du verändern möchtest. Konzentriere dich dabei auf einen, maximal zwei Punkte. Erstes, weil die erfolgreiche Umsetzung eines Zieles im Wust des Alltages dann viel wahrscheinlicher ist und zweitens, weil es oft schon reicht, ein oder zwei Zahnräder zu ölen oder neu auszurichten, damit dass eigene mentale und physische Getriebe wieder rund läuft.

Säule #1: Die Arbeit

Für jeden berufstätigen Menschen ist die Arbeit eine der beiden tragenden Säulen. Diese Säule hat einen direkten und unmittelbaren Einfluss auf die Stresswahrnehmung. Dies ist aber auch die einzige Säule, die nur im Dialog mit dem Arbeitgeber gestärkt und entwickelt werden kann. Dazu gehören die Einhaltung von vereinbarten Arbeitszeiten und das schließt nicht nur die Anwesenheit, sondern in Zeiten von New Work und Homeoffice auch die E-Mail- oder Telefonkommunikation mit ein. Arbeitsaufgaben sollten weitestgehende deckungsgleich mit der Stellenbeschreibung sein. Selbst wenn diese Faktoren gegeben sind, entsteht Stress immer dann ganz schnell, wenn Mehrarbeit oder Störungen im Team auftreten. Mehrarbeit ist temporär betrachtet ein normales Phänomen. Ich empfehle nicht dann erst zu handeln, wenn die Mehrarbeit dauerhaft anhält.

Sich selbst im Job immer wieder neu auszurichten, gegebene Situationen anzunehmen, bewusste Entscheidungen über Ziele zu treffen und grundsätzlich im konstruktiven im Dialog zu sein, ist absolut notwendig, um nicht in ein Ressourcendefizit und damit Stress zu geraten. Falls du Unterstützung dabei brauchst, helfen wir dir gern im Lösungsinstitut.

Säule #2: Die Lebenssituation

Die zweite tragende Säule ist die eigene private Lebenssituation. Wer Alleinstehend ist, kann hier schnell und ohne andere seinen Alltag gestalten. In vielen Fällen ist dies durch aber durch Partnerschaft und/ oder Kinder nicht so ohne Weiteres möglich. Falls du mit deiner aktuellen privaten Situation unzufrieden bist, sie dich viel Kraft und Energie kostet und du deinen grundsätzlichen privaten Kontext nicht so einfach ändern kannst oder möchtest, ist ein ganz entscheidender Schritt, diese Situation bewusst anzunehmen und zu akzeptieren. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Annehmen heißt nicht, dass alles so bleiben soll wie es ist. Aber ohne die bewusste Akzeptanz kann keine Veränderung passieren, denn Annehmen ist der erste Schritt und die Veränderung erst danach. Was erstmal wie ein Widerspruch klingt, ist notwendig. Denn solange kein bewusstes Annehmen stattgefunden hat, führt man einen unterbewussten Kampf mit der Ist- Situation. Und das kostet Kraft. Diese Kraft brauchst du aber für mögliche Veränderungen. Wenn du diese Energie aber nicht hast, ist die Veränderung beinahe blockiert. Akzeptanz und Annehmen ist eine bewusste Entscheidung und diese braucht Kraft. Kraft sich Auseinanderzusetzen, Kraft Ziele und deren Umsetzung zu entwickeln, Kraft miteinander zu reden, Kraft abzuwägen und zum Schluss die Kraft zu Handeln.

Was ich in Praxis immer wieder feststelle, ist, dass jemand, der über die eigene berufliche oder private Situation unzufrieden ist, und diese nicht bewusst angenommen hat, das an beinah jedem einzelnen Tag spürt. Es beginnt mit dieser Unzufriedenheit und mündet bei der kleinsten Veränderung oder Mehrbelastung in negativen Stress. Man muss Arbeit und Privatleben nicht lieben, um gut aufgestellt zu sein, aber man muss beides angenommen haben, um Kraft für Veränderung zu haben.

Bewusste Entscheidungen treffen

Keine Lust mehr auf Stillstand, du hast Lust auf Dialog und Fortschritt in deinem Arbeitsleben? Wir helfen dir gern dabei!

Jetzt kommen wir zu den Säulen, die zwischen den tragenden Säulen dein Ressourcen-Fundament bilden. Das sind die Säulen Haltung und soziale Kompetenz, körperliche Aktivität, Schlaf- und Ruhephasen sowie die Säule Ernährung.

Säule #3: Haltung und soziale Kompetenz

Wenn die Haltung zum Stress wird, das Stresserleben etwas Negatives ist, kann auch an dieser Stelle das Problem liegen. Für viele Menschen ist positiver Stress (Eustress genannt) und Druck wichtig, damit es rund läuft, beinah sowas wie ein Lebenselixier. Die Unterscheidung und Einordnung von Eustress und negativem Stress, so genanntem Distress, steht im direkten Kontext damit, ob du zufrieden oder unzufrieden mit einer Situation bist. Die soziale Kompetenz ist dein ureigenes Werkzeug dabei. Wenn man sich die vier Stufen der Sozialen Kompetenz anschaut, ist sicher die Empathie der Öffner. Die Selbstkenntnis und Selbstkontrolle sind die Hebel der eigenen Steuerung und die auf andere ausgerichtete Kommunikation, auch alterozentrisch genannt, der Weg konstruktiv in den Dialog mit deiner Umwelt zu treten.

Säule #4: körperliche Aktivität

Die vierte Säule – körperliche Aktivität – hat heute in Deutschland einen immer stärker werdenden Anteil. Und das nicht, weil wir uns zu viel bewegen, sondern weil wir uns im Schnitt immer weniger bewegen und unsere Muskulatur nicht ausreichend fordern. In der Betrachtung der letzten Jahrzehnte und der Frage warum das Phänomen Stress und Burnout so stark angestiegen ist, wäre es falsch nur der gestiegenen Arbeitsbelastung die Schuld zu geben. Ein ganz entscheidender Faktor ist, dass das Verhältnis von mentaler und körperlicher Aktivität immer mehr aus dem Gleichgewicht gerät.

Warum dieses Gleichgewicht aber wichtig? Stresshormone werden passiv durch Schlaf und Ruhephasen oder aktiv durch körperliche Bewegung abgebaut. Unser Berufsleben ist seit vielen Jahrzehnten von geistiger Arbeit geprägt. Neu ist, dass im Privatleben der Anteil mentaler Anforderung ständig wächst. Und hier rede ich auch von den beliebten Freizeitaktivitäten wie Gaming, Netflixserien oder Social Media. Einige werden sich jetzt Fragen, was falsch daran ist. All diese Aktivitäten mache ich doch freiwillig und habe Spaß dabei. Im Gegenteil: man schüttet sogar Endorphine, also Glückshormone dabei aus? Richtig, aber leider führen diese nicht zum Abbau der Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol. Durch die Endorphine merken wir nicht sofort, dass uns der Ausgleich fehlt. Denn auch Fernsehen gucken erscheint vielleicht wie eine körperliche Ruhephase – ist aber keine mentale, denn der Kopf rattert bewusst oder unbewusst. Erst im Job, wo die Glückhormone vielleicht nicht so präsent sind, fühlen wir dann dieses Ungleichgewicht im Körper und beziehen diesen Stress dann auf die Arbeit, dabei liegen die Ursachen ganz wo anders.

Um hier wirklich etwas für die Herstellung des eigenen Gleichgewichtes zu tun, hast du drei Möglichkeiten:

  1. Die körperliche Aktivität, sei es Sport, Spazierengehen oder Gartenarbeit zu erhöhen. Je stärker die muskuläre Anstrengung ist, desto stärker ist der Abbau von Stresshormonen.
  2. Du reduzierst lieb gewonnene mentale Freizeitaktivitäten, wie Social Media, Netflix und Co.
  3. Du machst von beidem Etwas.

Säule #5: Schlaf- und Ruhephasen

Der Schlaf hat eine sehr wichtige Funktion für die Regeneration und den Wachstum der Zellen. Je nach Typ sind in der Regel 6 – 8 Stunden täglich notwendig, damit der Körper regenerieren kann und das Gehirn die Zeit hat, auszuruhen, zu verarbeiten und sich auf neue Herausforderungen vorzubereiten. Ja, das passiert alles im Schlaf. Also lass dir bitte nicht einreden, dass „schlechte“ Träume von negativen Erlebnissen oder vor bevorstehenden Ereignissen schädlich wären. Im Gegenteil, sie sind etwas Großartiges, was uns die Natur geschenkt. Denn im Schutzraum des Schlafens setzt sich dein Köper aktiv damit auseinander und bereitet sich auf den nächsten Tag vor.

Nutze dies in Zukunft aktiv für dich. Denn der Schlaf ist auch eine nützliche Verbindung zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein. Im Übrigen sind Schlafunterbrechungen kein Zeichen für schlechten Schlaf, sondern etwas ganz Normales und einfach nur ein Zeichen, dass der Körper gerade einen Wachzustand braucht, weil vielleicht so viel zu verarbeiten ist. Nutze die Wachphasen, um dir deine Optionen bewusst zu machen und probiere sie in der nächsten Schlaf- und Traumphase gleich mal aus. Um deine Ressourcen zu stärken sind ausreichende Schlaf- und Ruhephasen notwendig. Entwickle deine Traumphasen mit der passiven unterbewussten Verarbeitung zu einem aktiven Schutzraum, in dem du dich ausprobieren und stärken kannst.

Säule #6: Ernährung

Darüber ist schon viel gesagt, geschrieben und doziert worden. Das Thema richtige Ernährung ist beinah müßig und ich will auch an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen. Wenn dem Körper Vitamine oder Fette fehlen, hat das schon einen erheblichen Einfluss auf die mentale Stabilität. Ich möchte darum nur auf einen Aspekt der Ernährung eingehen, und zwar auf die Stoffe, die unsere Ressourcen radikal verbrauchen. Und ich nenne hier nur die gängigsten wie Alkohol und Nikotin. Nikotin zum Beispiel führt zu einer Halbierung der Regenerationsfähigkeit der Gehirnzellen. Bei der Frage von Stresserleben also ein nicht unerheblicher Faktor. Und damit Alkohol vom Körper abgebaut werden kann, braucht er mit zunehmendem Alter immer mehr Energie. Energie, die an anderer Stelle fehlt. Da unser Ressourcenspeicher schon natürlicherweise mit steigenden Alter stetig abnimmt, ist irgendwann der Punkt erreicht, dass nicht mehr genügend Energie zur Verfügung steht, um selbst unveränderte Anforderungen mental und körperlich zu bewältigen.

Fazit

Um effektiv gegen negativen Stress im Job anzugehen, checke dein Ressourcenfundament und passe deine Säulen den Erfordernissen an. Ich weiß, dass klingt in der Theorie einfach, in der Praxis stehen uns da aber oft unsere Gewohnheiten im Weg. Wenn du dabei weitere Anregung oder Begleitung möchtest, unterstützen wir dich vom Lösungsinstitut sehr gern dabei.

Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner persönlichen Stressprävention.

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